Donnerstag, 6. Juni 2013

#16 - Skagway

Die erste Frage am Morgen ist immer: "Frühstück drinnen oder draußen"? Nach kurzem Temperaturcheck und Blick auf den sonnigen Himmel fiel die Entscheidung heute wieder mal auf draußen. 

Da der Campground im National Historic Park von Dyea liegt, beschlossen wir uns heute zunächst die Überbleibsel der früheren Boomtown anzusehen. Dyea war der Ausgangspunkt des Chilkoot Pass Trails über den die meisten Ankömmlinge ihren Weg zu den Klondike-Goldfeldern suchten. Wer zum  Sommeranfang, wenn der Boden langsam auftaute, am Ziel sein wollte, musste den schroffen Pass im Winter erklimmen. Ein Unternehmen von gnadenloser Härte. Innerhalb kürzester Zeit war Dyea auf ca, 10.000 Einwohner angewachsen. Hütten, Saloons, Geschäfte etc. entstanden und das allgemeine Chaos bei den Ankömmlingen im Hafen war groß, wie ein Bild aus dem Museum zeigt:


Die ansässigen Indianerstämme verdienten zwar an den Diensten, die sie anboten, gleichzeitig aber verloren sie ihren Lebensraum und ihre Kultur für immer. Durch das Abholzen der Wälder verzogen sich die Caribou-Herden in andere Gebiete und konnten nicht mehr gejagt werden. 
Nachdem die Hitze des Goldrush sich verzogen hatte, verfiel Dyea ganz schnell wieder in die Bedeutungslosigkeit und heute erinnert praktisch nichts mehr an das Städtchen.



Die Verbände der Tlingit-Stämme aus dem Gebiet um Skagway und Dyea bemühen sich heute, die Erinnerung an die alten Traditionen und vor allem an den Geist des Respekts vor allen Dingen wieder 
aufleben zu lassen. Sie betrachten die Rückbesinnung auf das, was ihnen durch die Entwurzelung verloren gegangen ist, als die Rückkehr zu den "Werkzeugen ihres Lebens". Wer möchte, erhält von den Stammesoberen wieder einen Tlingit-Namen. Damit soll auch die Verpflichtung auf die Rückbesinnung an die Stammestraditionen verbunden sein.

Im Museum zum Goldrush wurde auch noch einmal plastisch vorgeführt, welche Menge an Vorräten jeder Goldsucher über den Pass nach Kanada schleppen musste:



Skagway selbst ist an sich ein hübsches Städtchen, welches durch den Bau der Bahnlinie nicht wie Dyea in der Bedeutungslosigkeit versunken ist. Die Straßen, die heute hauptsächlich aus Andenkenläden für die vielen Kreuzfahrer bestehen, erinnern durchaus noch an die alten Zeiten und sind liebevoll restauriert. 








Heute Mittag waren wir im Red Onion Saloon, der 1897 erbaut wurde und dann als Skagways Saloon mit einem exklusiven Bordell bekannt war. Heute ist es ein netter Saloon ohne Hinterzimmer aber mit authentisch gekleideten jungen Damen.









Heute lagen vier Kreuzfahrtschiffe in der Bucht vor Anker und die Kreuzfahrer fluteten das Städtchen und wurden mit Bussen zum Reiten, Raften, Biken etc. gefahren, bzw. fuhren mit der Eisenbahn in die Berge.




Ganz Skagway brummt sozusagen, denn all diese Leute bringen natürlich viel Geld und sollen entsprechend unterhalten werden.

Für uns, aus der Einsamkeit der kanadischen Wälder kommende ;), ist das schon fast too much.
Deshalb sind wir froh, morgen mit dem Flugzeug in den Glacier Bay National Park entschwinden zu können, campen heute aber in Sicht der großen Pötte und in Hörweite der Eisenbahn. Da dies aber eine reine Ausflugsbahn ist und die Kreuzfahrer hoffentlich keine Nachtfahrten machen, dürfte es eine ruhige Nacht werden.







Bis morgen
Christine und Kurt









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